In den beiden Serien »Urban Landscape« und »Meridiane« (2005–2013) lasse ich die klassische Zielsetzung der zeitgenössischen Fotografie hinter mir, die in einer räumlichen oder figurativen Darstellung der (post-) industriellen Zivilisation besteht. Ich gehe einen Schritt weiter und verflüssige die festgefügten und bekannten Formen städtischer Landschaften. So zeige ich deren Systementwürfe und die darin lebenden Menschen in ihrer höchsten Abstraktionsstufe und stelle damit das Wesen der Dinge, Eigenschaften und Prozesse sowie deren Beziehungen zueinander in Frage. Ich begreife das Bild als Aufforderung zur Reflexion der Grundbegriffe unseres Zusammenlebens: Aus welchem Stoff besteht das Weltganze überhaupt? Neben den materiellen versuche ich immaterielle Entitäten zu formulieren und eine komplexe Sicht der Wirklichkeit wiederzugeben.
Auch in »Meridiane« fotografiere ich städtische Landschaften und die in ihr lebenden Menschen. Ein Meridian ist ein Längenhalbkreis, der jeweils mit dem Nord- und dem Südpol abschließt. Der Mensch ist auf diesen Meridianen schicksalhaft mit den Landschaften und ihren Koordinaten verflochten, er lebt und pulsiert in ihrer Heimat. In unseren Metropolen sind Mensch und städtische Struktur die eigentlich gegensätzlichen Pole. Sie haben alle Distanz verloren, reagieren unmittelbar aufeinander, ziehen sich an und stoßen sich ab. Es reizt mich in der Verschmelzung von städtischer Topographie und der darin lebenden Menschen die gewohnte Perspektive zu zerstören. Die vielschichtigen Wechselwirkungen zwischen diesen Polen kommen in den Fokus und zeigen, dass urbane Strukturen den Menschen genauso stark verformen und verändern wie umgekehrt.