A – AUSRÜSTUNG
Aalix (Radio Nordpol)
Wir gehen oft einfach mit dem Zoom-Aufnahmegerät los und schneiden das später am Rechner mit dem Programm »Reaper«. Bei den Demo-Live-Mitschnitten ist es etwas aufwendiger, da es dafür auch WLAN braucht.
Karl-Heinz Müller (674FM)
Wir haben ein voll ausgerüstetes Studio mit 4 mikrofonierten Plätzen. Zudem können wir von jedem Ort live auf Sendung gehen. Wir haben zudem einen zweiten Kanal aufgemacht. Sowas wie WDR 1 und WDR 2. Der funktioniert schon, den haben wir programmieren lassen. Da können wir Live-Veranstaltungen jederzeit streamen. Vorher hatten wir das Problem, wenn wir z. B. zum Haldern Pop gefahren sind, um das Festival zu übertragen, mussten wir den Sendungsmacher zu derjenigen Zeit fragen, ob er auf seinen Sendeplatz verzichtet, und das wollen wir nicht mehr. Da haben wir noch etwas mehr Flexibilität geschaffen.
A
Das fehlt uns tatsächlich: ein richtiges Studio. Es ist aber was im Aufbau in Dortmund, im Nordpol, das ist eine Kneipe und autonomer Freiraum auch für Veranstaltungen und Konzerte, aus dessen Umfeld sich auch Radio Nordpol gegründet hat. Die Kölner Gruppe von Radio Nordpol hat aber schon mal im Studio Mount Wobble aufgenommen, die Zusammenarbeit ist auch weiterhin geplant. Großer Dank geht raus an the one and only Studio Mount Wobble!!!
A – ANFÄNGE
A
Uns gibt es seit der Pandemie 2020, unter anderem, damit die linke und linksradikale Szene in NRW eine Plattform zum Austausch hat. Weil ja in der Zeit alle öffentlichen Orte geschlossen waren und somit Orte des Austausches und der Vernetzung fehlten. Zunächst, wie erwähnt, aus dem Umfeld der Nordpol-Kneipe in Dortmund, gibt es mittlerweile auch eine kleine Kölner Crew, die hier regelmäßig Sendungen bzw. einen fast monatlichen Podcast macht.
KHM
674FM existiert seit Juni 2013. Zwei Freunde und ich haben 2012 beim damaligen Kölner Radiosender »Soulsender« einmal im Monat den Abend musikalisch kuratiert. Die damaligen Betreiber haben Ende 2012 den Betrieb eingestellt. Das war der Startschuss von 674FM. Zunächst sehr elektronisch-lastig haben wir im Laufe der Jahre eine hohe Bandbreite an Stilen im Programm.
B – BEDARF
KHM
Wir sind wirtschaftlich unabhängig, könnten aber mehr Mitarbeit in der redaktionellen Arbeit oder bei der Programmpflege gebrauchen.
D – DIY
A
Like it! Und ist es auch sehr bei uns. Wir sind aber auch große Fans von Skillshare, also Wissensaustausch und planen einen Audioschnittworkshop demnächst für uns alle, in dem wir uns gegenseitig unser Wissen weitergeben.
F – FEHLER
KHM
Muss man machen und sind Teil des Entwicklungsprozesses. Der größte Fehler ist die Ungeduld. Es ist ja fast schon ein Kernproblem unserer Zeit. Der Umgang mit Zeit. Es ist wichtig, den Dingen genügend Raum zu lassen, um Substanz zu bilden. Mangelnde Substanz führt zu Brüchen,zu Frustration etc..
A
In meinem Fall definitiv: Zeitmanagement! Ich habe ein Riesenarchiv von aufgenommenen Interviews, O-Tönen usw., das darauf wartet, geschnitten zu werden. Menschen, die dabei waren bei Interviews usw. fragen schon nach, aber ich finde oft nicht die Zeit und die Ruhe, die es für den Audioschnitt definitiv braucht!
F – FREUNDE
A
Wir stehen in engem Austausch mit anderen freien Radios, z. B. FSK (Freies Senderkombinat) in Hamburg, die auch Beiträge von uns teilen, wie neulich den Livestream der Demo zum Todestag von Mouhamed Lamine Dramé, der vor einem Jahr von der Dortmunder Polizei erschossen wurde. Ausgewählte Sendungen teilen wir auch auf dem Audioportal Freier Radios (freie-radios.net), diese Webseite hat sehr viele Hörer:innen.
G – GELD
A
Radio Nordpol ist es wichtig, unabhängig zu sein und zu bleiben. Daher arbeiten wir ohne Förderung. Dazu braucht es natürlich viele Menschen, die bereit sind, unbezahlt zu arbeiten. Das ist natürlich ein komplexes Thema rund um Förderungen, Lohnarbeit und unbezahlte Arbeit. Da wir von Haus aus dem Geld und seiner Macht kritisch gegenüberstehen (auch wenn’s natürlich nicht ohne geht in unserer Gesellschaft), versuchen wir, zumindest im Radiokontext möglichst wenig davon abhängig zu sein.
KHM
674FM ist gemeinnützig und wirtschaftlich unabhängig. Ca. 300 Mitglieder zahlen einen Jahresbeitrag. Bezahlt wird bei uns niemand. Wir haben ungefähr 45 000€ Beitragseinnahmen pro Jahr. Damit können wir alle Kosten bezahlen, wie z. B. Miete, GEMA, GVL, Versicherungen, und es bleibt auch noch etwas übrig. Das übrige Geld packen wir in den Ausbau unserer neuen Räume. In unserem vorherigen Studio auf der Aachener Straße mussten wir nur wenig Miete zahlen, und hatten da auch schon weit über 200 Mitglieder. Da sind große Überschüsse entstanden, und die haben geholfen, den Standard zu etablieren, den wir jetzt haben. Wir sind nicht im Zugzwang. Wenn wir hier gar nichts machen, ist trotzdem alles bezahlt, aber wir wollen ja was machen. Der Vorstand muss eben darauf achten, dass dieses sichere Fundament, das wir uns über die Jahre erworben haben, erhalten bleibt. Aber das sind nur Voraussetzungen, um Kultur zu machen, nicht mehr, nicht weniger. Aber das ist eben wichtig, das steht ganz am Anfang.
H – HIERARCHIEN
A
Mögen wir nicht. Wenn welche entstehen sollten, würden wir versuchen, das direkt anzusprechen und anders zu organisieren. Wir versuchen, unser Wissen zu teilen. Jede:r macht das, was sie/er gut kann. Natürlich gibt es Menschen, die in einer Sache kompetenter sind als andere, da kann sich ausgetauscht werden oder es gibt eben feste Zuständigkeiten. Den Livestream z. B. baut verantwortlich einer von Radio Nordpol auf, der da am meisten Ahnung hat. Schnitt machen oft ein Genosse und ich, weil es da auch etwas Einarbeitung bzw. Praxis im Audioschnitt bedarf. Die Website wird von anderen Menschen betreut, und so weiter.
H – HÖRER:INNEN
KHM
Zwischen 30 und 300, zudem werden Sendungen über unsere Webseite nachgehört. Wir schätzen aber vor allem die persönliche Begegnung. Das Studio kann besucht werden und man kann live dabei sein.
A
Das variiert je nach Sendung und Inhalt. Bei Livestreams haben wir oft mehrere hundert Hörer:innen, bei anderen Sendungen sind es manchmal keine 50. Ein kleines Problem sehe ich, und da spreche ich nur für mich: dass wir vor allem Menschen aus dem linken politisch aktiven Spektrum ansprechen und nicht so sehr in anderen Kreisen gehört werden. Das hängt auch damit zusammen, dass wir nur auf unserer Website zu hören sind, nicht auf UKW und auch nicht auf Audioplattformen wie Spotify. Ich finde das ok, wir hatten eine interne Diskussion darüber und kamen zu dem Konsens, dass wir so unabhängig wie möglich bleiben wollen, es gibt ja durchaus berechtigte Kritik an Spotify und Co., und daher haben wir uns dagegen und damit auch für einen etwas kleineren Radius entschieden. Aber wir kündigen unsere Sendungen auf Instagram, Twitter/X und Mailinglisten an und erreichen so auch viele Interessierte. Aber prinzipiell finde ich persönlich es immer spannend, wenn Bubbles sich berühren, platzen oder auch in Interaktion treten.
L – LÄSTIGE ARBEIT
KHM
Administration
A
Audioschnitt!
M – MITGLIEDER
KHM
Mitglieder gibt es bei uns seit Beginn, das ist die wirtschaftliche Grundlage des Projekts. Der Beitrag für eine Mitgliedschaft bei uns schwankt zwischen 60 und 240 Euro, abhängig von der Mitgliedsart. Ein- bis zweimal pro Jahr findet eine Mitgliederversammlung statt. Dort werden alle relevanten Themen entschieden. Mitglieder sind sowohl Privatpersonen wie auch Unternehmen, diese aber in fördernder Form.
O – ORGANISATIONSFORM
KHM
Wir sind ein eingetragener Verein und vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt.
P – PROGRAMM
KHM
Wir senden 24/7 und haben 115 Sendungen monatlich ausschließlich aus dem subkulturellen Kontext. Wir machen Radiokonzerte und Video-Livestreaming, z. B. vom Haldern Pop Festival oder dem Urbäng Festival. Ca. 170 Personen sind in Sendungen involviert. Bis zu 5 Personen machen eine Sendung.
A
Wir machen unter’m Strich ca. 1 Sendung pro Monat. Oft zeichnen wir politische Veranstaltungen in Köln oder Dortmund auf, um eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlich oder politisch brisanten Themen abzubilden. Wir haben auch Kindersendungen, die teilweise von Kindern selbst aufgenommen wurden. Mittlerweile werden wir auch öfter angefragt, ob wir eine Veranstaltung mitschneiden können. Und wie schon erwähnt, machen wir bei wichtigen Demos in NRW auch Livestreams, so z. B. bei der Demo in Düsseldorf gegen das (damals) geplante Versammlungsgesetz in NRW. Während der Räumung von Lützerath haben wir die Technik bereitgestellt, um vor Ort quasi aus der Besetzung bzw. vom Camp daneben live zu streamen. Unter dem Namen »Radio Aalpunk« konnten Aktivisti, die damals Lützerath durch eine Besetzung verteidigt haben, live streamen und vom Stand der Räumung berichten sowie auch einfach Gedanken, Texte und Musik für die Menschen in der Besetzung teilen.
R – RAUM
KHM
Seit Ende Januar haben wir sowohl einen Senderaum mit Tageslicht als auch einen Konzertraum für ca. 120 Personen. Wir veranstalten selbst und vermieten auch.
A
Die Kneipe, mittlerweile auch Veranstaltungs- und Konzertraum Nordpol in Dortmund, ist ein Treffpunkt für den Dortmunder Kern von Radio Nordpol. Ein kleines Studio ist da gerade auch im Aufbau. Und die Kölner Crew geht gern ins Studio Mount Wobble, das seinen Raum ohne Gegenleistung zur Verfügung stellt! Und wir treffen uns auch oft an Orten der linken Szene, wie dem Naturfreundehaus Kalk, im Autonomen Zentrum, im Petershof in Müngersdorf usw. Es ist für uns sehr wichtig, dass es diese Freiräume für Austausch gibt. Räume, die nicht so sehr einer kommerziellen Logik unterliegen.
T – TEAM
KHM
Wir haben einen Vorstand bestehend aus 4 Personen. Seit Ende August und seit der neuen Website haben wir eine Redaktion bestehend aus 6 – 8 Personen.
A
Wir sind ca. 15 Menschen, die sich zum Kern von Radio Nordpol zählen. Aber wie gesagt, da es eine Plattform ist, auch für Beiträge von anderen Gruppen und Menschen, arbeiten im Grunde sehr viel mehr im Radio Nordpol-Netz mit. Wir haben keine Organisationsform und arbeiten eher anarchistisch, unhierarchisch, je nach Interessen und Kapazitäten ;).
V – VERBINDLICHKEIT
KHM
Wir haben auch schon erlebt, dass Leute am Tag der Sendung die Zeit einfach nicht gefunden haben, die Sendung zu produzieren. Dann senden wir eben eine Wiederholung, das geht auch. Die meisten machen das ja nebenbei, neben dem, was sie tun, um Geld zu verdienen. Manchmal sind die Leute durch ihre Arbeit eingebunden. Da fällt mal eine Sendung aus, weil eine Person beim Film arbeitet und vom Set nicht wegkommt. Das sind Dinge, mit denen man leben muss. Aber das sind eher Ausnahmen.
A
Etwas nicht ganz so ernst zu nehmen oder kurzfristig abzusagen, weil es unbezahlt ist, finde ich schade. Manchmal gibt es natürlich Gründe. Es ist ein Problem in unserer Gesellschaft, dass viele Menschen so in ihre Lohnarbeit eingebunden sind, dass keine Zeit bleibt für Projekte, die nicht so viel Geld abwerfen. In der Pandemie haben viele Kunst- und Kulturschaffende Corona-Stipendien erhalten und hatten mehr Zeit für freie Projekte, ohne sich um Miete und Unterhalt so viele Sorgen machen zu müssen. Für diese kurze Zeit war das eine schöne Form des Arbeitens und gegenseitigen Unterstützens. Da haben Freund:innen gefragt, ob man etwas für sie machen kann, und es war klar, dass man dafür kein Geld nimmt, weil man eh Zeit hatte und genügend auf dem Konto.
W – WÜNSCHE
KHM
674FM wird weiter wachsen. Daher ist es mittelfristig unumgänglich, Arbeiten im operativen Bereich zu bezahlen, als Mini-Job oder halbe Stelle.
A:
Weniger Verpflichtung für Lohnarbeit und damit mehr Zeit für Herzensprojekte, wie es das Radio Nordpol für uns ist. Und noch mehr Vernetzung für Themen, die ein gutes Leben für alle im Blick haben.
Z – ZEIT
KHM
Oje!
A
Je mehr wir selbst über unsere Zeit bestimmen können, desto mehr Spaß macht’s 🙂
Radio Nordpol gründete sich während der Pandemie, mit dem Ziel, während des öffentlichen Stillstands ein übergreifendes linkes Medium zu schaffen. Das Online-Radio ist unhierarchisch organisiert und hat seine Hauptsitze in Dortmund und Köln. Das Online-Radio 674FM hat vor Kurzem sein neues Zuhause in der Kölner Südstadt bezogen, wo auch Livekonzerte und Workshops stattfinden. Mehr als 170 Moderator:innen gestalten das Programm, das von ca. 300 Mitgliedern möglich gemacht wird.